Der Untergang der Cimbria – Der Tod kam im Nebel

Der Untergang der Cimbria – Der Tod kam im Nebel

Aufbruch in die Neue Welt

Am 17. Januar 1883 legte die Cimbria am Auswanderer Kai in Hamburg ab zu einer Überfahrt in die Neue Welt. Die Hoffnungen der über 400 Passagiere n Amerika ihr Glück zu finden war groß. Sie liessen nicht nur Ihre Familien zurück, oftmals war auch das gesamte Leben und die Existenz an dieses grosse Unterfangen Auswanderung geknüpft. Hatten die meisten an Bord doch nicht mehr wie die Kleider, die Sie am Leibe trugen. Das Schiff in dessen Hände die Menschen an Bord legten war eine Dampffregatte der Hamburgischen Paketfahrt Action Gesellschaft besser bekannt als HAPAG. Das Schiff lief am 21. Januar 1867 vom Stapel und verdrängte 3037to. Die Cimbria hatte bereits im langjährigen Liniendienst mehr als 70 mal den Atlantik überquert und die Strecke Hamburg – New York lief jedesmal reibungslos. Kapitän Julius Hansen sprang kurzfristig für den erkrankten Kapitän der Cimbria ein, galt jedoch als sehr erfahrener Seemann. Ausserdem konnte er sich auch auf die 91 köpfige erfahrene Mannschaft verlassen, was sollte also schief gehen?

Schlechte Sicht und Zeitdruck

Der Nebel war so dicht, das die Sicht gerade über den Steven reichte. Der Lotse empfahl im Hafen zu bleiben, aber der Zeitplan drängte auch damals schon zum Aufbruch. So gab Kapitän Hansen den Befehl „Leinen los“  – und die Cimbria setze Kurs auf die Nordsee. Auf Grund des Starken Nebels kamen sie aber nur im Schleichtempo voran. Durch die schlechte Sicht derart an der Weiterfahrt behindert befahl Kapitän Hansen in der Unterelbeg „vor Anker“ zu gehen. Nach einem Tag Zeitverlust entschied Kapitän Hansen trotz weiterhin schlechter Sichtverhältnisse die Reise fortzusetzen. Am Abend des 18. Januar passiert die Cimbria die Elbmündung und das Feuerschiff Elbe und nimmt Kurs auf das Seengebiet um das Borkum Riff. Aus Sicherheitsgründen hätten die Querschotten des Schiffs geschlossen werden müssen. Aber der Kapitän liess diese offen, da sonst die Passagiere des Zwischendecks keine Luft zum Atmen mehr gehabt hätten. Das war ein verhängnisvoller Konstruktionsfehler, wie sich später zeigen wird.

Das Verhängnis nimmt seinen Lauf

Die Nacht des 19 Januars peitscht kalten Wind und dichte Nebelschwaden über die Cimbria. Der Kapitän verlangsamt die Fahrt und lässt in regelmässigen Abständen das Nebelhorn dumpf durch die kalte Nacht ertönen. Plötzlich hören die Menschen an Bord ein weiteres Nebelhorn ganz in der Nähe. Kurz darauf taucht an der Backbord Seite des Schiffs ein schwaches grünes Positionslicht auf, das sich kurz darauf in ein riesiges Schiff verwandelt. Doch da ist es bereits zu Spät. Erst als die beiden Schiffe nur 30 m von einander entfernt sind wird der Kohlefrachter Sultan sichtbar. Kapitän Hansen versucht noch alles um die Kollision zu verhindern. Doch es hilft nichts! Mit einem hässlichen Knirschen, Krachen und Quietschen bohrt sich der Rumpf der Sultan in die Backbordseite der Cimbria.

An Bord der Sultan gibt Kapitän Cuttil sofort den Befehl – volle Kraft zurück – mit einem ebenso hässlichen Geräusch trennen sich die beiden Schiffe nach der Kollision. Schwer beschädigt nimm die Sultan  die Fahrt nach Hamburg wieder auf. Ohne zu helfen verschwindet das Schiff im Nebel.

Die Wucht der  Kollision mit der 1025to schweren Sultan hat ein riesiges Loch im Rumpf der Cimbria hinterlassen. Durch diese Öffnung strömten jetzt tausende Liter der eiskalten Nordsee. Die Wassermassen überfluten die Decks und dringen durch die nicht geschlossenen Querschotts immer tiefer in das Schiff ein. Nach kurzer Zeit neigt sich die Cimbria mit schwerer Schlagseite über die Steuerbord Seite. An Bord herrscht Panik, die Menschen schreien um Hilfe und versuchen die Rettungsboote zu erreichen. Kapitän und Besatzung tun das menschenmögliche um das Chaos an Bord so gering wie möglich zu halten. Verhindern können sie den Kampf um die Rettungsboote jedoch nicht. Einige der über Bord gefierten Boote kentern, da sie hoffnungslos überfüllt sind. Überlebenschance gleich null.

Der Untergang der Cimbria

Um 2.00 Uhr morgens am 19. Januar 1883 etwa 20 Minuten nach der Kollision sinkt die Cimbria und berührt kurz darauf den Grund. Das Schiff richtet sich wieder auf und die beiden Masten ragen nun aus dem Wasser.  Der Schiffsarzt erkennt sofort eine Überlebenschance – 17 Personen von Besatzung und Passagieren klettern in die Takelage so hoch wie es geht um auf Rettung zu warten. Tags darauf am 20. Februar wurden sie von der Bremer Bark Diamant gerettet. Weitere 39 Personen wurden vom englischen Schiff Theta aus 2 Rettungsbooten aufgenommen. Die Offiziere der Cimbria zerschlugen viele Bänke an deck wie sie es in der kurzen Zeit konnten um Schwimmfähiges Material für die im Wasser treibenden Menschen zu haben, ein trügerischer Schein. In der eisigen Nordsee ist die Überlebenschance gleich null. Für 437 Menschen an Bord, darunter viele Frauen und Kinder, kommt jede Hilfe zu spät. Sie ertrinken oder erfrieren in der eiskalten Nordsee. Kapitän Hansen hält bis zum Ende auf der Brücke aus und geht mit seinem Schiff unter.

Bis zum 15. April 1912 war der Untergang der Cimbria die grösste zivile Schiffskatastrophe der modernen Seefahrt. Jedoch stellte der Untergang der Titanic die Tragödie der Cimbria in den Schatten und so wurde diese Katastrophe beinahe nicht mehr beachtet.

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